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Freitag, 16.01.2015
Die ersten 10 Jahre (1975 – 1984)
Jubiläumsbroschüre


Volker Piesczek: Wir waren die Helden von Tulln

Niederösterreich war das Land des Fünfkampfs und hat dort 10 Mal den Bundesmeister gestellt. Auch im Hauptbewerb wurden niederösterreichischen Schulmannschaften drei Mal Bundesmeister, das letzte Mal allerdings 1992. Eine dieser Mannschaften war die SHS Tulln, bei der damals der bekannte Sportjournalist Volker Piesczek vom Sender Puls 4 spielte. Er erinnert sich an diese Zeit:

„In der SHS Tulln hatte Sport und besonders der Fußball hohen Stellenwert, aber Voraussetzung war natürlich dass man auch in schulischen Bereich brav lernte. Meine Klassenvorständin hatte mir knapp vor der Abreise zu den Schülerliga-Bundesmeisterschaften gedroht: Wenn Du morgen diese Hausarbeit nicht ablieferst, dann fährst Du nicht nach Klagenfurt.

In Klagenfurt fand nämlich die Bundesmeisterschaft 1982 statt und wir wollten dort gewinnen, nachdem wir im Jahr zuvor im Halbfinale ausgeschieden sind. Wir sind nicht als Favoriten nach Kärnten gefahren, aber haben dort alle Spiel bis zum Finale klar gewonnen. Manfred Rosenegger, mit dem ich später bei St. Pölten wieder zusammengespielt habe, war Kapitän und ich der Goalgetter, der 27 Tore in dieser Schülerliga-Saison geschossen hat. Dann hat Leopold Stastny seinen legendären Schilling auf uns gewettet. Im Finale sind wir auf den Titelverteidiger, das Privatgymnasium Strebersdorf, getroffen und haben durch je ein Tor von uns beiden 2:0 gewonnen. Die Atmosphäre im alten Klagenfurter Stadion war sensationell. 10.000 Zuschauer, darunter auch mein Vater, saßen auf den Rängen, davon eine sehr starke Delegation unserer Schule. Das Fernsehen übertrug direkt und wir waren sehr stolz, als man uns den größten Pokal übergab, der heute noch in meiner alten Schule steht. In Tulln wurden wir mit Blasmusik und Bürgermeister empfangen, wir waren für kurze Zeit die Helden der Stadt.

Im Herbst dieses Jahres gab es das meines Wissens einzige Mal ein Schülerliga-Länderspiel. Wir spielten gegen die bayrische Schulmannschaft der Volksschule Leidersbach verloren in Tulln unglücklich 0:1. Es gab einen Beitrag im ‚Sport am Montag’, den mein späterer ORF-Kollege Peter Elstner gestaltet hat, bei dem ich hemmungslos in die Kamera geweint habe. Das Rückspiel konnten wir zwar 0:0 halten und die beiden Mannschaften sind lange Freunde geblieben, aber vor 5000 eigenen Leuten wollten wir nicht als Verlierer vom Platz gehen. Alles in allem war aber die Schülerliga-Zeit trotz meiner späteren Spiele unter anderem in der Bundesliga beim Wiener Sportklub eine sehr schöne Zeit meiner Fußballkarriere, an die ich gerne zurückdenke.“